|      Türen, die    sich wie von Geisterhand öffnen. Kühlschränke, die uns zu ihrem Inhalt    passende Kochrezepte vorschlagen und Solaranlagen, die mit der Waschmaschine    über das Wetter plaudern - was vor kurzem noch Stoff für    Science-Fiction-Romane war, soll nun flächendeckend bei uns einziehen: Smart    Homes, die Vision vom intelligenten, vernetzten Haus, wollen nicht nur    Millionäre für Hausautomation begeistern, sondern auch Otto Normalbewohner. Smart Homes machen    Smartphone oder Tablet zur Fernbedienung - nicht für den intelligenten    Flachbildschirm, sondern fürs ganze Leben. Zu den besten Argumenten fürs    vernetzte Wohnen zählt das Plus an Komfort, das Objekte bieten, die ihre    Aufgaben ungefragt selbst erledigen - beispielsweise Fenster und Jalousien,    die sich je nach Wetterlage selbst öffnen. Auch die Kostenersparnis durch    situatives Klima- und Beleuchtungsmanagement wird angesichts steigender    Strompreise immer attraktiver. Ein Problem liegt in der    Kommunikation des heimischen Inventars: Die Geräte sprechen oft nicht die    gleiche Sprache. Bislang existiert kein einheitlicher Industrie-Standard,    sodass anstatt wirklicher Vernetzung oft herstellereigene    "Technikinseln" vorherrschen. Die von der Deutschen Telekom    initiierte Smart-Home-Plattform QIVICON will das ändern und sammelt fleißig    Partner. Zu denen zählen bereits Unternehmen wie Miele, Samsung und EnBW.    Alexandra Hürter-Waasem von der Telekom erklärt: "Die ersten Produkte    werden voraussichtlich noch in diesem Jahr verfügbar sein." "Qivicon ist ihr    Hausmeister, ihr Energiemanager, ihr Sicherheitsdienst, ihre Haushaltshilfe,    ihr Butler" verspricht die Telekom. Das klingt verlockend, doch manche    Berührungsängste mit der schönen neuen Welt bleiben. Wenn die gesamte    Bordelektronik des vernetzten Hauses über ein zentrales System geregelt wird,    was passiert, wenn dieses eine Fehlfunktion hat? Stehe ich dann vor    verschlossenen Türen? Muss ich frierend durch dunkle Flure schleichen? Wenn    mein Haus mit dem Internet verbunden ist, muss ich dann nicht Angst haben,    dass ein Hacker meine Heizkosten ankurbelt oder mein Wohnzimmer über meine    eigene Überwachungskamera ausspioniert? Ermahnt mich mein Hausarzt per    Videochat zu mehr Disziplin, nachdem mein Kühlschrank mich verpetzt und    heimlich eine SMS an die Krankenkasse geschickt hat, weil ich schon wieder    schlechte Fette zu mir genommen habe? Jörg Bonkowski von    Buderus erklärt: "Niemand muss Angst haben, wegen einer App zu    frieren." Selbst wenn "Easy Control", die firmeneigene App zur    Heizungssteuerung, einmal nicht funktional wäre, würde die eigentliche    Heizungsregelung weiterhin im eigenen Keller und nicht im Cyberspace    ablaufen. Auch vor digitalen Lausbubenstreichen müsse man sich nicht    fürchten: "Die Heizungs-App wird über eine Hochsicherheitsumgebung    angesteuert, die nicht über das herkömmliche Internet erreichbar ist."  Doch nicht alle Smart    Home-Lösungen sind so durchdacht. Davon weiß Kriminalkommissar Matthias    Schmidt vom Fachbereich Neue Medien ein Lied zu singen. Er demonstriert, wie    sich mittels einer in die Suchmaschine getippten Buchstabenkombination    ungesicherten Smart Homes ein virtueller Besuch abstatten lässt. Die    Teichpumpe im Garten eines Eigenheims abzustellen, ist noch das Harmloseste,    was Schmidt nun anstellen könnte. "Man muss kein Hacker sein, um das zu    schaffen." Auch Türsysteme finden sich im Web. Die Laufzeit eines    digitalen Einbruchs per Passwort-Attacke? "30 Sekunden bis 10    Minuten." - Zumindest, wenn man sich bei der Passwortwahl auf Klassiker    wie Namens- und Geburtsdaten-Kombinationen beschränkt. Schmidts Tipp:    "Gerade beim Thema Haustür und Fenster unbedingt zu zertifizierten    Systemen greifen, die andere nicht über das Netz erreichen können. Sicherheit    kostet Geld."  Expertenhilfe bietet beispielsweise    der TÜV. Dr. Royth von Hahn vom TÜV Süd findet, die möglichen Vorteile würden    die Risiken deutlich überwiegen: "Die Diebstahl- und    Einbruchs-Sicherheit kann eine Smart-Home-Lösung durch intelligente    Überwachungstechnologie wie vernetzte Bewegungsmelder, Licht, Kameras,    Zugangskontrollen und Aufzeichnungen etc. erhöhen." Der Fachmann betont    aber: "Bei kritischen Systemen wie dem Zugang zum Gebäude oder der    Steuerung von wesentlichen Funktionen wie der Heizung muss es eine zuverlässige    Absicherung der Steuerung gegen Hacker-Angriffe sowie manuelle    Eingriffsmöglichkeiten durch den Eigentümer geben, mit denen die    automatisierten Systeme außer Kraft gesetzt werden können." Karsten Küber, Inhaber    von Aroma_ID aus Offenbach, freut sich auf das intelligente Heim. Die von    seinem Designstudio vorgestellte "Küche der Zukunft" wurde soeben    mit dem renommierten Siemens Future Living Award 2013 ausgezeichnet. Er ist    davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir Vorzüge des    intelligenten Wohnens bedenkenlos genießen: "Heute hat niemand mehr    Angst, dass sein Schlüssel abbricht, obwohl auch so etwas passieren kann.    Grundsätzlich ändern sich die Verhältnisse nicht, nur die technischen    Voraussetzungen." Ob man sich Sorgen macht, bleibt wohl tatsächlich eher    eine Frage der Persönlichkeit und weniger eine Frage der Technik - egal, ob    man sich im Ferienflieger den Kopf zermartert, ob das Bügeleisen ausgesteckt    ist oder darüber, wie intelligent das intelligente Haus wirklich ist, wenn es    allein gelassen wird.  |    
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